
Kronen Zeitung
WM-GEGNER AUS TOPF 3
Algerien: „Ihr habt das Volk schon stolz gemacht!“
Wüstenfüchse sind nach zwölf Jahren auf der WM-Bühne zurück ++ Superstar Riyad Mahrez und Präsident Tebboune sind voller Vorfreude!
„Das wird meine letzte WM – ich bin ja nicht Cristiano Ronaldo“, zwinkert Topstar Riyad Mahrez, mit 34 Jahren weiter Algeriens Topstar. „Aber ich werde alles mir Mögliche tun, um unser Land bei diesem Turnier bestens zu repräsentieren.“
Das schafften die Wüstenfüchse gleich bei ihrer ersten Weltmeisterschaft 1982 in Spanien: 2:1 gegen die Bundesrepublik Deutschland – eine wahre Sensation! Übrigens der erste WM-Sieg einer afrikanischen Mannschaft gegen eine europäische. Bevor man von Österreich ein 2:0 serviert bekam. Gegen Chile ging es dann um alles. Man legte 3:0 in 35 Minuten vor, brachte letztlich noch ein 3:2 ins Trockene. „Die Schande von Gijon“ (Nichtangriffspakt im Spiel Deutschland – Österreich, denen ein 1:0 genügte) folgte und Algerien musste aufgrund der Tordifferenz abreisen. Seitdem finden bei Weltmeisterschaften am letzten Spieltag beide Partien zur selben Zeit statt.
Einkünfte gespendet
2014 qualifizierten sich die Wüstenfüchse erstmals für eine K.o.-Phase. Schon damals dabei – richtig: Mahrez, zwei Jahre später mit Leicester und Christian Fuchs englischer Sensationsmeister, nun bei Al-Ahli. Im ersten und letzten Spiel konnte man Deutschland bis zur letzten Minute das Wasser reichen, ehe man als Sieger der Herzen vom Platz ging. Diesen Titel manifestierten sie spätestens, als Stürmerstar und Rekordschütze Islam Slimani – einer von bisher zehn verschiedenen Torschützen bei 13 Treffern – verkündete, dass die Mannschaft ihre WM-Einkünfte den Menschen im Gaza-Streifen spendet. Parole: „Diese Leute brauchen das Geld mehr als wir!“ Unumstrittene Volkshelden sind die Algerier, auch „Grüne“ genannt, trotz Erfolgen wie dem Titel beim Afrika-Cup 2019 nicht: Fußball wird von radikalen sunnitischen Geistlichen als gottloses Spiel betrachtet.
Sei’s drum! Der Blick von Teamchef Vladimir Petkovic, ein Bosnier, der auch schon die Schweiz trainierte, geht vorwärts. Also in Richtung Comeback auf der Weltbühne nach zwölf Jahren. „Wir wollen eine gute Figur abgeben“, so der 62-Jährige. „Meine Jungs haben durchaus viel Potenzial, sind hungrig und brennen auf das Turnier.“ Auch auf höchster Ebene ist man guter Dinge. „Wir sind sehr glücklich über die Qualifikation für die Weltmeisterschaft“, betont Präsident Abdelmadjid Tebboune. „Diese Mannschaft hat dem gesamten algerischen Volk viel Freude bereitet – und es schon jetzt stolz gemacht. Tausend Dank dafür!“ Das gilt vor allem auch für Superstar Mahrez …
Christian Mayerhofer/Chris Hauke
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